Inhalt des Dokuments
Ergebnisse der Langzeitstudie
"Antisemitismus 2.0 und die Netzkultur des Hasses"
Antisemitismus 2.0 und die Netzkultur
des Hasses - Kurzfassung
[1]
Judenfeindschaft als kulturelle Konstante
und kollektiver Gefühlswert im digitalen
Zeitalter
Antisemitism 2.0 and the Cyberculture of
Hate (short version) [2]
Hostility towards Jews as a cultural constant and
collective emotional value in the digital age
Neuerscheinung: Judenhass im Internet

- Buchcover
[3]- © Hentrich &
Hentrich
Monika Schwarz-Friesel
Judenhass im Internet.
Antisemitismus als kulturelle Konstante und kollektives Gefühl
144 Seiten, 10 Abbildungen
ISBN: 978-3-95565-325-5
Hentrich & Hentrich
Jetzt im Buchhandel erhältlich
17,90 €
Zur Verlagsseite [4]
Vortrag "Aktuelle Manifestationen zum
Antisemitismus - Judenhass zwischen Kontinuität und
Wandel"
Zusammenfassung des Vortrags
"Aktuelle Manifestationen zum Antisemitismus - Judenhass zwischen
Kontinuität und Wandel" von Prof. Dr. Monika Schwarz-Friesel.
Beim Fachtag „Antisemitismus – Erkennen und Handeln“ des
Bayrischen Sozialministeriums hat sie dort die Ergebnisse der
Langzeitstudie vorgestellt.
Vortrag als PDF [5]
Antisemitismus 2.0: Antisemitismen haben im
Netz stark zugenommen

- Prof. Dr. Monika Schwarz-Friesel
[6]- © TU Berlin/PR/Felix
Noak
Mittwoch, 18.
Juli 2018
Medieninformation Nr. 146/2018 [7]
Langzeitstudie zum Thema
„Judenfeindschaft als kulturelle Konstante und kollektiver
Gefühlswert im digitalen Zeitalter“ erschienen
In welchen Manifestationen tritt Antisemitismus im 21.
Jahrhundert in Erscheinung? Welche Stereotype werden kommuniziert? Und
welche Rolle spielt die emotionale Dimension beim aktuellen
Judenhass?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich im Rahmen
der empirischen Antisemitismusforschung die von 2014 bis 2018 von der
Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Langzeitstudie zur
Artikulation, Tradierung, Verbreitung und Manifestation von Judenhass
im digitalen Zeitalter unter der Leitung der
Kognitionswissenschaftlerin Prof. Dr. Dr. h.c. Monika Schwarz-Friesel.
Sie leitet das Fachgebiet Allgemeine Linguistik an der TU Berlin.
Ihren Fokus legte die Forschungsgruppe bei der Auswertung von über
300.000 Texten insbesondere auf die sozialen Medien und untersuchte
dabei auch Merkmale der irrationalen Affektlogik, die maßgeblich
Einstellungs- und Verbalantisemitismus prägen.
Die auf umfangreichem Datenmaterial und quantitativen wie auch
qualitativen Detailanalysen basierende Korpusstudie zeigt, dass
Antisemitismen in den vergangenen zehn Jahren insbesondere in den
Online-Kommentarbereichen der Qualitätsmedien stark zugenommen haben
und dabei eine semantische Radikalisierung stattgefunden hat. In allen
wesentlichen Kommunikationsbereichen des Internets hat sich
judenfeindliches Gedankengut mit hoher Affektmobilisierung
verbreitet.
Web 2.0 – primärer
Multiplikator
Internetkommunikation zeichnet sich u.a. durch ihre
Schnelligkeit, freie Zugänglichkeit, globale Verknüpfung und
Anonymität aus, wodurch die ungefilterte und nahezu grenzenlose
Verbreitung judenfeindlichen Gedankengutes allein rein quantitativ ein
nie zuvor da gewesenes Ausmaß erreicht. Aufgrund der hohen Relevanz
der Netz-Partizipation und seiner informationssteuernden,
meinungsbildenden und identitätsstiftenden Funktion fördert und
beschleunigt das Web 2.0 – als primärer Multiplikator und
Tradierungsort für die Verbreitung von Antisemitismen – die
Akzeptanz und Normalisierung von Judenfeindschaft in der gesamten
Gesellschaft, so die Feststellung des Forschungsteams.
„Antisemitismus ist heute in Deutschland noch immer – und seit
einigen Jahren wieder zunehmend – ein besorgniserregendes
Phänomen“, erklärt die Antisemitismusforscherin Monika
Schwarz-Friesel.
Die Infiltration der alltäglichen
Kommunikationsräume durch judeophobe Verschwörungsphantasien und
Antisemitismen zeigt sich diskursübergreifend bei Twitter und
Facebook, in Blogs und Recherche- sowie Ratgeberportalen, unter
YouTube Videos, in online Bücherläden, in Fan-Foren und auch in den
Kommentarsektionen der Online-Qualitätsmedien. Besonders die über
Twitter und Facebook verbreiteten Aufrufe, gegen Judenhass zu
demonstrieren, sind innerhalb weniger Stunden infiltriert durch Texte
mit zahlreichen Antisemitismen und Abwehrreaktionen. So wiesen die
Facebook-Kommentare zur Kampagne #NiewiederJudenhass aus dem Jahr 2014
38 Prozent Antisemitismen auf, von denen 47 Prozent klassische
Stereotype kodierten: „Weil Bild den Juden gehört heisst noch lange
nicht das mann diese Verbrecher von Juden nicht Hassen soll!!!!“
Die Omnipräsenz von Judenfeindschaft ist somit integraler Teil der
Webkommunikation 2.0, die durch multimodale Kodierungen in Texten,
Bildern, Filmen und Songs das Sag- und Sichtbarkeitsfeld für
Antisemitismen signifikant vergrößert und intensiviert
hat.
Alltägliche Antisemitismen der
User*innen
Die Studie zeigt, dass die alltäglichen Kommunikationsprozesse
der nicht-extremistischen Alltagsuser*innen in den sozialen Medien
verantwortlich für die Verbreitung von Judenfeindschaft sind. Die
Antisemitismen der User*innen weisen trotz unterschiedlicher
politischer oder ideologischer Einstellungen eine große Uniformität
und Homogenität in der Stereotypkodierung und Argumentation auf, was
auf den Einfluss der im kulturell-kollektiven Gedächtnis verankerten
Muster judenfeindlicher Konzeptualisierungen zurückzuführen ist. Das
alte Phantasma des „Ewigen Juden“ ist dominant.
Auch der muslimische Antisemitismus ist mit 53 Prozent stärker von
klassischen Stereotypen des Judenhasses geprägt als von
israelbezogenen Feindbildkonzepten mit 35 Prozent. Es ist zu
konstatieren, dass die klassische Judenfeindschaft mit einem
Mittelwert von über 54 Prozent insgesamt die primäre konzeptuelle
und affektive Basis des aktuellen Judenhasses ist.
Anti-judaistische Stereotype aus dem Mittelalter und Konzepte des
Rassenantisemitismus bilden eine Symbiose mit dem israelbezogenen
Judenhass, der mit über 33 Prozent eine vorherrschende
Ausprägungsvariante ist und mit hohem Emotionspotenzial kommuniziert
wird. Die „Israelisierung der antisemitischen Semantik“ zeigt sich
dabei auch in Themenfeldern, die in keiner Relation zum Nahostkonflikt
oder zu Israel stehen. Gleichzeitig sind massive Abwehr- und
Relativierungsstrategien integraler Bestandteil des antisemitischen
Diskurses, was durch den Einfluss der Post-Holocaust-Bewertung von
Antisemitismus zu erklären ist. „Der israelbezogene Judenhass ist
dabei tendenziell auf dem Weg, ein ‚politisch korrekter
Antisemitismus‘ zu werden, da ihm in Zivilgesellschaft, Politik und
Justiz der geringste Widerstand entgegengesetzt wird. Da dieser Hass
nachweislich auf den Stereotypen der klassischen Judenfeindschaft
basiert, besteht allgemein die Gefahr einer weiteren Verbreitung und
Normalisierung von Antisemitismus“, konstatiert die
Antisemitismusforscherin Monika Schwarz-Friesel.
Weitere Informationen erteilt Ihnen
gern:
Prof. Dr. Dr. h.c. Monika
Schwarz-Friesel
TU Berlin
Fachgebiet Allgemeine Linguistik
Tel.: 030/314 23219
E-Mail-Anfrage [8] ------ Links: ------
[1]
https://www.linguistik.tu-berlin.de/fileadmin/fg72/
Antisemitismus_2-0_kurz.pdf
[2]
https://www.linguistik.tu-berlin.de/fileadmin/fg72/
Antisemitism_2.0_short_version_final.pdf
[3]
http://www.linguistik.tu-berlin.de/fileadmin/fg72/J
PG/9783955653255.jpg
[4]
https://www.hentrichhentrich.de/buch-judenhass-im-i
nternet.html
[5]
https://www.stmas.bayern.de/imperia/md/content/stma
s/stmas_inet/1905_manifestationenantisemitismus.pdf
[6]
http://www.linguistik.tu-berlin.de/fileadmin/fg72/J
PG/pk-antisemitismus_2_0/TUPR_20180718_PK_Antisemitismu
s2_6.jpg
[7]
https://www.tu-berlin.de/?197657
[8]
https://www.pressestelle.tu-berlin.de/allgemeine_se
iten/e_mail_anfrage/parameter/de/id/197657/?no_cache=1&
amp;ask_mail=W18LSQAA5DNjAA2w3wAARsEUAHrcPNfRY%2B8cEw7P
nHVrDvwe8xKuWvjqwjMMTqGm&ask_name=MONIKA%20SCHWARZ-
FRIESEL